Die Strandkrabbe

Die Strandkrabbe    (Carcinus maenas) 
Die Strandkrabbe ist bestimmt die auffälligste Krebsart im Wattenmeer. Wegen ihrer eigentümlichen Laufweise wird sie hier auch Dwarsloper (Querläufer) genannt. Sie können nicht schwimmen. Ihre Panzerbreite kann bis 7,5 cm betragen und ist ca. 1,5 mal so breit als lang. Ihre beiden Augen, die von zweigliederigen Augenstielen getragen werden, ermöglichen ihr einen Rundblick über ihren Panzer hinweg von 360 Grad. Männchen und Weibchen kann man am besten unterscheiden, indem man die Krabbe auf den Rücken dreht und das untergeschlagene Hinterleib betrachtet. Beim Männchen ist der dieser schmal und spitz-dreieckig, beim Weibchen breit und rundlich. Strandkrabben können bis zu 6 Jahre alt werden.

Verbreitung:
Sie ist fast weltweit an den Küsten verbreitet, dort lebt sie überwiegend in den Gezeitenzonen oder an den Felsküsten. Manchmal, vor allem in der kalten Jahreszeit, ist sie aber auch noch in 200 Meter Tiefe zu finden.
In der Ostsee ist Rügen die östlichste Verbreitungsgrenze. Sie braucht mindestens 4 ‰ Salzgehalt. Hier im Wattenmeer ist sie die häufigste Krabbe.

Fortpflanzung:
Strandkrabben sind getrenntgeschlechtlich. Eine Befruchtung ist nur bei einem frischgehäutetem Weibchen möglich. Damit es dann auch zu einer Befruchtung kommt, gibt das Weibchen schon ein paar Tage vor Ihrer Häutung Duftstoffe ins Wasser ab, um die Männchen anzulocken. Das Männchen trägt, bis es zur Häutung des Weibchens kommt, diese oft mehrere Tage mit sich unterm Bauch herum. Nur so ist es möglich den richtigen Zeitpunkt (einzigste Möglichkeit) für die Kopulation zu finden. Eine Befruchtung im Jahr (meist Aug./Sept.) reicht, denn das Weibchen ist in der Lage die Samen so lange lebensfähig zu speichern bis an die 200.000 Eier befruchtet sind. Als Eipaket abgelegt (Nov/Dez) trägt sie diese zwischen dem umgeklappten Schwanz und der Bauchunterseite mit sich herum. Zwischen April und Juli schlüpfen dann die Larven, die nun erst planktisch leben. Nach einer Larvenzeit von fast einem Jahr gehen sie zum Bodenleben über. Sie haben nun eine Panzerbreite von 2-3mm. Am Ende des ersten Jahres sind sie ungefähr 1,5 cm, nach 2 Jahren 4-5 cm breit. Bis dahin haben sie sich bis zu 15 mal gehäutet. Nach drei Jahren erst sind sie ausgewachsen.

Häutung:
Ältere Strandkrabben häuten sich dann nur noch ein-  bis zweimal im Jahr. Noch vor dem Verlassen der alten “Rüstung” absorbiert die Krabbe den größten Teil des Kalkes über den Blutkreislauf. Erst dann kriecht sie durch einen Spalt aus dem weichgewordenen Gehäuse. Unter Mitverwendung des absorbierten Kalkes wird dann der neue Panzer gebildet.
Während dieser Zeit, ohne festen Panzer, sind sie sehr verletzlich und führen dann ein verstecktes Leben. Nach dem Abstoßen des alten Panzers pumpen sie sich mit Meerwasser auf, so wird ihr Körper bis zu 30% größer. Der sich nun neu  bildende Panzer hat somit mehr Volumen und passt erstmal wieder für einige Zeit. Er braucht ungefähr 3 bis 4 Tage um auszuhärten. Während dieser Zeit ist er noch ganz weich, darum wird der Krebs nun auch Butterkrebs genannt.

Atmung:
Die Strandkrabbe atmet durch Kiemen. Aber bei Trockenfall kann sie für einige Stunden auf  Luftatmung umstellen. Ein eingeschlossener Wasservorrat hält dann die Kiemen feucht, so kann sie einen halben Tag ohne Wasser überleben.

Nahrung:
Strandkrabben sind wahre Räuber und so gar nicht wählerisch! Es wird alles gefressen, was es im Wattenmeer zu fressen gibt: Muscheln, Schnecken, Würmer, Garnelen, Seeigel, kleine Fische, einfach alles was für sie als Beute erreichbar ist. Auch vor  frischgehäuteten Artgenossen wird nicht halt gemacht!  Kannibalismus ist eher die Regel als die Ausnahme! Zum knacken von harter Nahrung stehen ihr eine kräftige kurze Knackschere und zum zerkleinern von weicherer Nahrung eine schärfere Schere zur Verfügung. Zur Nahrungssuche begeben sie sich bei auflaufendem Wasser aus den Prielen heraus auf die Wattflächen um Beute zu machen. Es werden dabei weite Strecken, manchmal bis zu 4 km zurückgelegt.

Fressfeinde:
Jungkrabben werden von Fischen gefressen, vor allem von der Scholle, Aal und dem Kabeljau.
Ältere Krabben werden von Vögeln gefressen, hauptsächlich von Möwen, dem Austernfischer, aber
auch von der Eiderente.



Wissenswertes:


Eine ganz besondere Form der Lebensversicherung :

  • Nicht selten tragen (fliegen) Möwen Strandkrabben gepackt am Bein an einem Platz, mit einer harten Unterlage, um dort den Panzer aufzuknacken. In diesem „Notfall“ kann die Krabbe einfach ihr Bein ausklinken, sie fällt dann zu Boden und kann sich schnell verstecken. Die Möwe hat nun das Nachsehen. Das so „verlorene“ Glied wächst zuerst verkleinert wieder nach, aber schon nach der dritten Häutung ist der Rückstand aufgeholt.
  • Auch werden Krebse von Parasiten (Sacculina) befallen, diese töten zwar den Krebs nicht, aber schwächen ihn so sehr, dass Häutungen und Wachstum unterbleibt. Wir können befallene Krebse oft daran erkennen, dass sie schon stark mit Seepocken besetzt sind.

  • Zum menschlichen Verzehr ist die Strandkrabbe hier im Gegensatz zu den Mittelmeerländern  nicht bekannt. In Italien wird gerne der frisch gehäutete Krebs (Butterkrebs) zum Verzehr genommen, aber auch in England ist er auf dem Speiseplan nicht ganz unbekannt.


    Es ist fast nicht möglich, dass man auf einer Wattwanderung keine Strandkrabbe sieht!