Die Ohrenqualle (Aurelia aurita)

Die wohl häufigste und bekannteste Qualle

Lebensformen
Überwiegend denken wir bei dem Wort Ohrenqualle an die im Wasser schwimmende Qualle, oder auch an die gestrandeten Quallen, die wir am Strand finden. Diese Form ist aber nur eine Erscheinungsform der Qualle, die wir  in diesem Lebensstadium auch Meduse nennen. Schirmquallen wechseln in aufeinander folgenden Generationen, in unglaublicher fantastischer Art und Weise ihre Gestalt. Als Verwandlungskünstler tritt sie in drei verschiedenen Erscheinungsformen auf, einmal als Meduse, als bewimperten Planula-Larve, und als festsitzender Polyp.

Beschreibung
Der flach gewölbte tellerförmige Schirm der Ohrenqualle erreicht ein Durchmesser von 20-30 cm, selten bis 40 cm. Die Schirmenden sind lappenförmig angeordnet und mit kurzen Tentakeln versehen. Die Ohrenqualle, die zu ungef. 98% aus Wasser besteht, ist fast farblos, schimmert aber oft in einem gelblichem, rötlichem oder bläulichem  Farbton. Ihre vier Mundarme sind an den Rändern faltig und relativ kurz. Ihr Magen besteht im wesentlichen aus einem Hohlraum mit einem verzweigten Kanalsystem. Dieser ist die einzige Öffnung nach außen und ist somit Mund und After gleichzeitig. Ihren Namen hat die Ohrenqualle von den  vier ohrenförmigen Geschlechtsorganen, die man in einem weißlichen oder violetten Farbton in der Mitte des Schirmes deutlich erkennen kann. Ohrenquallen sind getrenntgeschlechtlich. Männliche Tiere erkennt man an der weißen bis orangenen Färbung der Geschlechtsorgane. Bei den weiblichen sind diese meist rotviolett gefärbt. Die Ohrenqualle verfügt zum Beuteerwerb und Feindabwehr auch über Nesselkapseln. Das Gift dieser Nesselkapseln ist aber ist nur sehr schwach und für den Menschen ungefährlich. (siehe Badegäste und Quallen)

Sinnesorgane
Die Ohrenqualle verfügt über mehrere Sinnesorgane. Mit Ihrem Gleichgewichtsorganen kann sie zwischen oben und unten differenzieren. Mit ihren Lichtsinneszellen ist sie in der Lage zwischen hell und dunkel zu unterscheiden. Durch zwei sogenannten Riechgruben, die jeweils an der Deckplatte und am Randkörper angeordnet sind, kann Sie Gerüche wahrnehmen. Auch hat sie noch zahlreiche Tastsinne.

Verbreitung
Ohrenquallen sind in fast allen Meeren der Welt anzutreffen, Indischer Ozean, Pazifischer Ozean, Atlantik, Ostsee, Nordsee, sowie im Mittelmeer usw.- überall ist sie vertreten. Bevorzugt halten sich meist nahe der Wasseroberfläche auf und können im Sommer auch Massenhaft auftreten.

Nahrung
Die Ohrenqualle ernährt sich passiv. Planktonorganismen wie kleine Krebstiere, Wasserflöhe, Fischlarven, Fischeier und Plankton stehen auf ihren Speiseplan. Bei ihrem Zug durchs Wasser kommen diese mit ihren Tentakeln in Berührung, in Bruchteilen von Sekunden werden sie dann durch das Gift der Nesselkapseln gelähmt. Die Nahrung wird nun in Schleim gehüllt und in der sich an der Schirmunterseite befindlichen Futter- und Geißelrinne zu Futterballen konzentriert. Von dort aus wird die Nahrung mit den Mundarmen dem Mundrohr zugeführt. Die durch Enzyme verdaute Nahrung wird dann über ein verzweigtes Kanalsystem im Organismus verteilt.


Fortpflanzung
Ohrenquallen sind getrenntgeschlechtlich. Bei den Männchen werden reife Samenzellen (ganze Samenschnüre) über den Mund ins freie Wasser abgegeben. Das geschieht dadurch, dass bei ihnen reife Samenzellen platzen, die dann über den Mund ins freie Wasser abgegeben werden. Die Weibchen nehmen diese dann durch den Mund auf, dort findet auch die Befruchtung statt. Nun wachsen in den Taschen der Mundarme kleine bewimperte Larven heran, die wiederum ins freie Wasser entlassen werden. Die Larven setzen sich bis zum Herbst auf einen Gegenstand (Steine, Muschelschalen, Algen usw.) fest und entwickeln sich dann dort zu einem ungeschlechtlichen Polypen. Dieser bleibt im Verhältnis zur Meduse sehr klein, im Schnitt wird dieser nur 0,3 bis 0.7mm groß. Den Winter überlebt die Qualle also in Form eines Polypen. Im Frühjahr dann schnüren sich etwa 50 bis 60 Medusen Larven, die genetisch völlig identisch sind, von den Polypen ab. Die Larven wachsen pro Tag ein bis zwei Millimeter und wachsen so bis zum Sommer zu geschlechtsreifen Quallen (Medusen) heran. Als  Meduse werden sie dann drei bis 6 Monate (selten 9 Monate)  alt und sterben dann nach beendeter Fortpflanzung spätestens im Herbst ab. Die Polypen dagegen können mehrere Jahre alt werden und auch mehrmals  Medusen erzeugen.

Fortbewegung
Quallen schwimmen durch eine sich zusammenziehende Bewegung ihres Schirmes, bei der sie nach dem Rückstoßprinzip gleichzeitig Wasser nach unten ausstoßen. Der durch den Rückstoss entstehende Vortrieb ist allerdings nicht sehr groß. Die Qualle ist somit Winddrift und Strömungen ausgesetzt. Dieses ist auch der Grund, warum manchmal die Tiere massenhaft auftreten, und an anderen Tagen fast keine zu entdecken sind.

Feinde
Der größte Feind der Qualle ist wohl die „Schiffsschraube“! Natürliche Feinde hat sie kaum, außer der kleine Krebs Hyeria galba. Dieser lebt regelmäßig unter dem Schirm der Qualle und verzehrt die von der Qualle in ihrer Futterrinne angesammelte Nahrung. Oft führt das zum verhungern der Qualle.


Wussten Sie .....

  •     dass es bereits vor 500 Millionen Jahren Medusen gab?
  •     dass Quallen in Asien auf dem menschlichen Speiseplan stehen?
  •     dass allein in Japan von ihnen mehr als 7000 tausend Tonnen pro Jahr verzehrt werden?
  •     gerne sende ich Ihnen ein Rezept für einen leckeren Quallensalat.