Die Wellhornschnecke

Die Wellhornschnecke    (Buccinum Undatum)
Die Wellhornschnecke ist mit 8-12 cm die größte, hier lebende Schnecke. Die manchmal verdickten, wellenförmig geschwungenen Wachstumsringe auf ihrem spitzen Gehäuse, haben ihr den Namen „Wellhorn“ gegeben. Die Färbung des Gehäuses ist sehr unterschiedlich, braun, gelblich-weiß, besonders dunkelgrau ist hier am häufigsten. Wellhornschnecken sind getrennt-geschlechtlich und können 15 Jahre alt werden.

Verbreitung
Nordsee, westliche Ostsee, Nordatlantik und im Mittelmeer. Sie benötigt aber immer einen Salzgehalt von mindestens 1,5 %.
Hier lebt sie im Flachwasserbereich, überwiegend in den Prielen und Rinnen. Manchmal ist sie auch noch in 200 Meter Tiefe anzutreffen.

Ernährung
Die Wellhornschnecke ist ein Fleischfresser, auch Aas wird gerne gefressen, darum bezeichnet man sie auch als „Straßenfeger“ des Meeres. Mit ihrer Radula kann sie aus dem Aas Fleischstücke losreißen, manchmal in Haselnussgröße, die sie dann auf einmal verschlingt. Sie orientiert sich bei der Nahrungssuche hauptsächlich über den Geruchssinn. Dabei  wird sie besonders von Rezeptoren im Osphradium, einem Organ in der Mantelhöhle, unterstützt. Die Öffnung der Mantelhöhle ist zu einem langen Schlauch, dem Sipho, verlängert. Beim Kriechen bewegt sie ihren Sipho hin und her und überprüft das eingesogene Wasser nach Duftstoffen, nach einer eventuellen Beute. Diese wittert sie noch aus 30 Meter Entfernung.
Sie bewegt sie sich, für eine Schnecke ziemlich schnell, etwa 14 cm pro Minute kann sie zurücklegen.
Hat sie nun ein Beutetier gefunden, wird es erstmal mit ihren Fühlern, Vorderfuss und Rüssel genauer untersucht. Wenn es eine Muschel ist, verschließt diese sofort ihr Gehäuse.
Darauf ist die Wellhornschnecke vorbereitet, sie wartet geduldig bis die Muschel sich wieder öffnet. Sofort stößt sie dann den Außenrand ihrer Gehäusemündung in den offenen Spalt der Muschel. Nun kann die Muschel sich nicht mehr schließen. Jetzt kann die Wellhornschnecke mit ihrer Schnauze durch den Spalt eindringen, möglichst so tief, dass sie den Schließmuskel der Muschel mit ihren scharfen Zähnen durchtrennen kann. Nun kann das Mahl beginnen und eine Herzmuschel ist in 15 Minuten leergefressen.
Muscheln versuchen sich gegen diesen Angriff zu wehren, indem sie ihr Gehäuse einfach nicht öffnen. Das Problem ist nur, dass sie dann nicht mehr richtig atmen kann, hier ist nun die Frage zu klären, wer kann länger warten?

Fortpflanzung
Während der Paarungszeit lockt das Weibchen das Männchen mit Pheromonen an. Nach der Befruchtung legt das Weibchen im Spätwinter bis zum  Frühjahr, ihre Eier in Kapselpaketen ab, die sie an festen Gegenständen, zum Beispiel an Steinen oder Muscheln festkleben. Diese können bis zu 2000 Eikapseln enthalten, wovon aber nur 1-2% entwicklungsfähige Embryonen enthalten. Die anderen dienen einmal dem Nachwuchs als so genannte Näherei, und zum anderen schützen sie die befruchteten Eier vor Fressfeinden, die sich oft mit den äußeren Kapseln zufrieden geben. Nach einigen Monaten schlüpfen aus den wenigen fruchtbaren Kapseln etwa 3mm große, fertig ausgebildete kleine Wellhornschnecken.


Besonderheiten / Wissenswertes

  • Die Eikapseln werden oft von der Wasserbewegung losgerissen und lassen sich oft am Strand finden. Früher benutzten Fischer diese als Seifenkugeln, um ihre Hände zu waschen.
  • In England haben findige Jungs herausgefunden, dass man zerriebene Eiballen gut als Juckpulver verwenden kann.
  • Einsiedlerkrebse nutzen gerne leere Gehäuse der Wellhornschnecken als neuen Wohnraum.
  • Wenn Sie mal ein Gehäuse finden, wo aus dem Gehäuserand ein Stück ausgebrochen ist, dann hat sie sich mit einer kräftigen Muschel angelegt, die es geschafft hat, sich zu befreien.
  • In Deutschland ist es nicht üblich, Wellhornschnecken zu essen. In England, Italien und Frankreich aber stehen (standen) sie auf dem Speiseplan. Besonders in der Normandie werden sie oft als Suppenbestandteil und eigenständiges Gericht verwendet.
  • In den letzten Jahren werden immer weniger Wellhornschnecken gezählt.
  • Ein Hauptgrund (so wird vermutet) dafür ist die Verseuchung der Meere mit Tributylzinn (TBT) aus giftigen Schiffsanstrichen. TBT wirkt wie ein Geschlechtshormon und führt zur Umwandlung von Weibchen in halbe Männchen. Die damit verbundene Fruchtbarkeitsstörung führt zu Mangelnden Nachwuchs. In den Niederlanden gilt sie bereits als ausgestorben, und im Jadebusen gibt es seit 1981 keine Wellhornschnecken mehr. Eine bedauernswerte Entwicklung !!

Manchmal finden wir während der Wattwanderung Gehäuse einer Wellhornschnecke, ein schönes Souvernier,
besonders  Kinder freuen sich darüber!