Die Strandschnecke

Die gemeine Strandschnecke   (Littorina littorea)
Die Strandschnecke kann eine Größe von 4 cm erreichen. Im Wattenmeer werden sie allerdings kaum größer als 1 bis 2 cm. Ihr Gehäuse ist fest und kegelförmig mit 6 bis 8 Windungen, die sich kaum voneinander abheben. Die letzte Windung ist der weitaus größte Teil. Ihr Gehäuse ist meist dunkelbraun bis grauschwarz. Ihr Kriechfuss ist weiß. Sie kann bis zu 10 Jahre alt werden, wird aber hier im Wattenmeer meist nur drei Jahre alt.

Verbreitung:
Die Strandschnecke ist verbreitet an den Küsten Westeuropas, vom Mittelmeer bis zum 43. Breitengrad. 1855 wurde sie vermutlich mit Schiffen in Nordamerika eingeschleppt. Hier in der Nordsee lebt sie überwiegend im Gezeitenbereich, dort ist sie überall auf den Steinen und Pfählen und auf Muschelbänken massenweise zu finden. Manchmal zwei- bis dreihundert auf einem Quadratmeter. Sie siedeln auch in Seegraswiesen und im Schlick- und Mischwatt, bevorzugen dennoch festen Untergrund, an dem sie sich mit ihrem breiten Kriechfuss festsaugen können, um nicht fortgespült zu werden. Durch Anpassung hat sie sich einen fast konkurrenzlosen Lebensraum erschlossen. Hier im Wattenmeer ist sie die größte Konsumentenart.

Fortpflanzung:
Strandschnecken sind getrennt geschlechtlich. Die Geschlechtsreife setzt im zweiten Lebensjahr (Frühjahr) ein. Im Frühjahr werden die befruchteten Eier in Kapseln von 1mm Durchmesser, die 2-3 (max. 9) Eier enthalten, ins freie Wasser abgegeben. Diese sind von März bis Mai häufig im Plankton  zu finden.
Nach zwei Wochen siedeln sie sich als kleine Schnecken, in den unteren Abschnitten der Gezeitenzone, direkt unter der Niedrigwasserlinie an. Besonders bevorzugt werden auch Miesmuschelbänke und größere Algen, wo sie dann Massenweise zu finden sind.
Im ersten Lebensjahr werden sie 3-10 mm groß, im zweiten bis 15 mm, im dritten bis 20 mm. Damit gilt sie hier im Wattenmeer als ausgewachsen, in anderen Regionen wird sie bis zu 40 mm groß.

Ernährung:
Die Strandschnecke ist überwiegend ein Weidegänger, die zum fressen keine Wasserbedeckung mehr braucht. Hauptsache der Untergrund ist genügend feucht. Sie frisst vorwiegend Algen, die sie mit ihrer Raspelzunge vom Substrat abschabt. Über 3000 kleine Zähnchen sind ihr dabei behilflich. Im Wattenmeer werden überwiegend Kieselalgen von der Sedimentoberfläche aufgenommen. Da sie ihre Nahrung nur feucht-nassen Untergrund entnehmen kann, müssen Tiere, die in der oberen Gezeitenzone leben, sich beim Fressen beeilen. Tatsächlich auch fressen diese auch dreimal so schnell wie ihre Artgenossen im unteren Gezeitenbereich.
Beim Fressen legt sie meist eine U - förmige Route auf dem Wattboden zurück. Sie orientiert sich dabei am Sonnenlicht. Zuerst kriecht sie ungefähr 20 Minuten der Sonne entgegen und kehrt dann um, so dass sie fast wieder am Ausgangspunkt zurückkommt. Diese Technik (Lichtkompassorientierung) ermöglicht es ihr eine große Fläche abzugrasen, ohne dass sich zu weit von ihrem Standort entfernen zu müssen. Beim Kriechen sondert sie einen Schleimband ab, der ihr die Fortbewegung erleichtert. Auf trockenem Untergrund aber muss sie öfter anhalten, um neuen Schleim zu bilden. Der Schleim trägt erheblich zur Festigung der Wattsedimente bei.
Sie schafft es, ungefähr 2 bis max. 8 cm in der Minute weit zu kriechen, unter 8 Grad aber wird das Umherkriechen fast ganz eingestellt.

Atmung / Verhalten
Strandschnecken haben im Laufe ihrer Evolution ihre Kiemen verkleinert und dafür die Hautfalten des Mantelhöhlendaches mit zahlreichen Blutgefäßen ausgestattet. Mit diesem lungenartigen Atemorgan können sie während des Trockenfallens bei genügender Luftfeuchtigkeit, Sauerstoff aus der Luft aufnehmen. Nach einigen Stunden des Trockenfallens verschließen sie ihr Gehäuse mit einem Deckel, (Operculum) um sich vor drohender Austrocknung zu schützen. Wenn es nicht so warm ist, können sie so bis zu drei Wochen ohne Wasser überleben. Dabei verlieren sie ein Drittel ihres Gewichtes.
Während dieser „Trockenzeit“ können sie kurzfristig auch hohe Temperaturen (Sonneneinstrahlung) von bis zu 46 Grad ertragen. Erst ab 46 Grad sterben etwa 50 % von ihnen ab. Im Lauf der Winterzeit ziehen die Strandschnecken sich in Wassertiefen von über zwei Metern zurück, wo sie vor Frost geschützt sind. Einige graben sich zum Schutz auch in weiche Böden ein. Wenn sie trotzdem vom Frost überrascht werden, ist es nicht ganz so schlimm, sie können gar ein kurzfristiges einfrieren überleben. Erst ab –10°C sterben viele ab, meist dann aber beim auftauen. Mit diesen Eigenschaften hat sie sich gut an das „Wattleben“ angepasst.

Feinde:
Sie ist zwar durch ihr recht stabiles Gehäuse gut gegen Fressfeinde geschützt, aber dennoch wird sie gefressen. Kleine Wattschnecken stehen zum Beispiel beim Knutt, aber auch bei anderen Wattvögeln auf dem Speiseplan. Größere Wattschnecken werden gerne vom Austerfischer, der Eiderente und den Silbermöwen erbeutet, diese verschlucken die Strandschnecken ganz und knacken das Gehäuse mit ihrem Muskelmagen.
Auch die Strandkrabbe nimmt sie gerne als Nahrung, Männchen knacken sogar Gehäuse von 30mm Größe.
Seepocken, die sich auf den Schneckenschalen ansiedeln, können ihr gefährlich werden. Ein dicker Pockenpanzer führt bei ihr zur Bewegungslosigkeit, so dass sie schließlich verhungern muss. Das ist aber nur selten der Fall.


Wissenswertes

  • Auf Helgoland werden Strandschnecken auch „Hölker“ genannt.
  • In den ersten Lebensjahren sind die Jahresringe der Wattschnecke als Zuwachsstreifen am Gehäuse deutlich erkennbar.
  • Ihre Fühler beherbergen Schweresinn, Tastsinn, Geruchssinn und Lichtsinn. Ihre Grubenaugen an der Fühlerbasis ermöglichen ihr ein begrenztes Formensehen, sowie auch die Erkennung von polarisiertem Licht.
  • Der lateinische Name Littorina littorea, deutet auf ihren Lebensraum hin. In beiden Wörtern steckt das lateinische „littus“oder „littoris“, was Strand oder Küste bedeutet.
  • Die Verdauung der Schnecke ist der Trockenheit angepasst. Abfallstoffe werden als Harnsäure in großer Menge, in der Niere gespeichert. Erst wenn die Schnecke wieder im Wasser ist, "geht sie zum Klo" und scheidet die Abfälle schlagartig aus.
  • Auf den Miesmuschelbänken, wo sich die Strandschnecke besonders wohl fühlt, erfüllt sie eine wichtige Funktion! Sie befreit die Miesmuscheln von den Algen und anderen Organismen, diese würden ohne die Strandschnecke für die Muscheln zu einer lebensbedrohenden Last werden!
  • In Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und auf Helgoland wird (wurde) die Strandschnecke von Menschen verzehrt. Sie wird in Salzwasser gekocht und das Fleisch wird dann mit einer Nadel, oder einem kleinem Spieß (Hölker) entnommen.
  • Steinzeitliche Küchenabfälle belegen, dass die Wattschnecke schon seit langen als menschliche Nahrung diente.


Auf jeder Wattwanderung werden wir Strandschnecken sehen, besonders auf der Norderney Wattwanderung haben wir auf der Mole in Neßmersiel damit uzu tun!